Porträtfoto von Dr. Gunther Wobser.
LAUDA

Serie: Hidden Champions meets Startups

Teil 2: Dr. Gunther Wobser, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Lauda, setzt auf Kooperationen.
16.12.2025von Stefanie Hütz

Das Unternehmen Lauda Dr. R. Wobser mit Sitz in Lauda-Königshofen ist spezialisiert auf exaktes Temperieren. Über Kooperationen mit Startups und Investments hält der Weltmarktführer im Bereich Temperiergeräte und -anlagen auch seine Innovationsfreude stets am Köcheln. Ein einjähriger Aufenthalt im Silicon Valley hat Dr. Gunther Wobser, Firmenchef in dritter Generation, auf diesem Weg geprägt.

HC: Sie investieren in Startups. Mit welchem Ziel? Und was leitet Sie dabei?

Dr. Gunther Wobser: Bei Lauda investieren wir gezielt in attraktive Wachstumsbranchen. Diese Investitionen dienen primär dazu, frühzeitig neue Technologien und innovative Geschäftsmodelle zu identifizieren, von deren Entwicklung zu lernen und gegebenenfalls zu profitieren. Das Konzept der Ambidextrie leitet uns dabei: Wir stärken das Kerngeschäft und erkunden gleichzeitig neue Geschäftsfelder. Die Kooperationen mit Startups erweitern unsere eigenen Fähigkeiten in hochinnovativen Projekten. Die gewonnenen Erfahrungen fließen direkt in unsere internen Innovationsprozesse ein und mindern das unternehmerische Risiko. Diese Vorgehensweise sichert unsere Weiterentwicklung als Weltmarktführer für präzises Temperieren.

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Wir stärken das Kerngeschäft und erkunden gleichzeitig neue Geschäftsfelder.

Die im Bildtext genannten Personen stehen in einem Messe-Umfeld beieinander.MAGNOTHERM/LAUDA

Magnotherm ist eines der Unternehmen, in das Lauda Dr. R. Wobser investiert ist. V.l.n.r.: Magnotherm-CEO & Mitgründer Timur Sirman, Dr. Maximilian Fries, COO & Mitgründer, und Lauda-Chef Dr. Gunther Wobser.

HC: Würden Sie uns Beispiele für Kooperationen zwischen Lauda und Startups kurz vorstellen und auch Ihre konkreten Investments?

Dr. Gunther Wobser: In Kooperation mit dem Startup SelectCode haben wir „Lauda.GPT“ implementiert, eine eigene Plattform für KI-Anwendungen, die – bei hoher Datensicherheit – monatlich rund 1.650 Arbeitsstunden einspart und unsere Prozesse erheblich effizienter gestaltet. Erst kürzlich wurden wir von der Zeitschrift Capital mit dem „Best of AI“-Award in der Kategorie „Best AI Use Case“ als Vorreiter für Künstliche Intelligenz ausgezeichnet, worauf wir sehr stolz sind.

In insgesamt vier Startups haben wir bisher investiert. Gemeinsam mit Watttron, einem jungen Unternehmen für Keramikheizungen, prüfen wir die Vorteile von analytischen Instrumenten. Das Startup Magnotherm entwickelt magnetokalorische Kühlung, die komplett ohne Kältemittel auskommt. Diese könnte unsere bestehenden Kühltechnologien ergänzen oder sogar neue Märkte für Lauda eröffnen. Projekte mit EnerIQ zu Algorithmen und mit Better Basics zum 3D-Druck lieferten wertvolle Impulse für interne Entwicklungen. Die individuellen Gestelle von Better Basics bieten wir beispielsweise als Zubehör für unsere neueste Gerätelinie „Lauda Universa“ an.

Ein Labormitarbeiter in Schutzkleidung hält den "Kopf" des Geräts in den Händen.LAUDA

Die Gestelle für „Lauda Universa“, die neue Gerätelinie für verschiedene Laboranwendungen, stammen aus dem 3D-Drucker von Startup Better Basics.

HC: Sie waren ein gutes Jahr im Silicon Valley in den USA, der Heimat von zahlreichen Startup-Firmen und weltweit führenden Technologieunternehmen wie Apple, Meta und Google. Welche Erfahrungen und Learnings haben Sie mitgenommen?

Dr. Gunther Wobser: Ich war von Juli 2017 bis September 2018 vor Ort und würde sagen, ich habe den intensivsten Managementkurs der Welt absolviert. Ich war Mitglied in der Band of Angels, der ältesten Vereinigung von Frühphasen-Finanzierenden des Silicon Valley, und gewann tiefgreifende Einblicke in die Innovationskultur der Startups. Meine wichtigsten Erkenntnisse für mein Unternehmen: die Notwendigkeit, Risikobereitschaft gezielt zu fördern und eine positive Fehlerkultur zu etablieren. Ich erkannte, wie exponentiell sich Technologien entwickeln und wie wichtig es ist, den eigenen Status quo kontinuierlich zu hinterfragen.

Im Silicon Valley liegt der Fokus auf agilen Methoden wie Design Thinking und Lean Startup. Das prägte meine Sichtweise maßgeblich. Diese Ansätze ermöglichen das schnelle Testen und Anpassen von Ideen. Das „Silicon Valley Mindset“ bedeutet, Probleme zu lösen, die wirklich zählen, am Puls der Technologie zu bleiben und kontinuierlich zu lernen.

Den Aufenthalt und meine Arbeit im Silicon Valley habe ich übrigens 2020 in meinem Buch „Neu erfinden“ festgehalten und verarbeitet. Im Jahr 2022 folgte das Lehrbuch „Agiles Innovationsmanagement“.

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Startups bieten Zugang zu neuen Technologien, agilen Arbeitsweisen und hoher Effizienz.

Blick auf das Firmenschild vor dem Firmengebäude. Lauda am Laudaplatz 1 in Lauda-Königshofen.LAUDA

Der Firmensitz des Weltmarktführers Lauda, heute in dritter Generation geführt.

HC: Mit Ihrer Erfahrung: Was können Sie anderen Hidden Champions mit Blick auf Startup-Kooperationen beziehungsweise Investitionen raten?

Dr. Gunther Wobser: Ich rate anderen Hidden Champions, aktiv Kooperationen mit Startups zu suchen. Eine finanzielle Beteiligung selbst in geringem Maße ermöglicht eine intensive Zusammenarbeit und bietet Zugang zu entscheidenden Informationen. Wichtig ist, die Partnerschaften auf Augenhöhe zu gestalten und systematisch zu planen. So profitieren Unternehmen von der agilen Denkweise der Startups, sichern ihre Innovationskraft und bleiben langfristig wettbewerbsfähig. Aufgrund der zunehmenden Komplexität ist die Öffnung der Unternehmensgrenzen für erfolgreiche Innovationen aus meiner Sicht ohnehin unerlässlich.

HC: Sie investieren auch privat in Startups …

Dr. Gunther Wobser: Ja, ich trenne konsequent zwischen privaten und unternehmerischen Engagements. Mit meinem eigenen Family Office Mango.ventures investiere ich direkt in junge, vielversprechende Technologieunternehmen, um den digitalen Wandel und die mir wichtige Gründerszene in Deutschland und den USA zu unterstützen.

Hier geht es zu Teil 1 der Serie.

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