Handelskrieg bedroht deutsche Industriearbeitsplätze
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Handelskrieg bedroht deutsche Industriearbeitsplätze

Allianz Trade warnt: Bis zu 25.000 Jobs im verarbeitenden Gewerbe durch Handelsumlenkung aus China gefährdet.
29.05.2025von Hidden Champions Redaktion

Der anhaltende Handelskonflikt zwischen den USA und China zeigt laut einer aktuellen Analyse von Allianz Trade deutliche Auswirkungen auf Europa – insbesondere auf Deutschland. Durch US-Zölle auf chinesische Produkte könnten Exporte aus China verstärkt nach Europa umgelenkt werden. Auf Basis aktueller Importmuster rechnet Allianz Trade damit, dass rund 14 % der umgeleiteten chinesischen Waren – im Wert von etwa 33 Milliarden US-Dollar – auf dem deutschen Markt landen könnten. Weitere 47  Milliarden US-Dollar könnten in anderen EU-Ländern abgesetzt werden.

Diese Verschiebung der Handelsströme erhöht den Wettbewerbsdruck für deutsche Industrieunternehmen erheblich – sowohl im Inland als auch auf internationalen Märkten.

„Die Handelswelt steht derzeit Kopf. Die US-Zölle führen fast überall in der Welt zu erheblichen Verschiebungen bei den Handelsströmen“, kommentiert  Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Viele chinesische Waren könnten nun auf den europäischen Markt umgeleitet werden, anstatt die amerikanischen Regale zu füllen. Das wird aufgrund der ähnlichen Industriemodelle der beiden Länder vor allem in Deutschland spürbar: Zehntausende Arbeitsplätze sind möglicherweise gefährdet, vor allem im verarbeitenden Gewerbe und bestimmten Regionen. Für das deutsche Wirtschaftswachstum ist es ein weiterer Dämpfer; es kommt durch die zunehmende Konkurrenz schwerfälliger wieder auf die Beine.“

Regionale und sektorale Risiken: Süddeutschland besonders betroffen

Besonders gefährdet durch den verstärkten Wettbewerb aus China sind laut Allianz Trade Regionen mit hoher industrieller Dichte – vor allem im Süden Deutschlands. Oberfranken, Tübingen und der Raum Freiburg zählen zu den Hotspots mit starker Textil-, Elektronik- und Metallverarbeitung.

Insgesamt könnten zwischen 17.000 und 25.000 Arbeitsplätze in der deutschen Industrie bedroht sein – allen voran in den Bereichen Maschinenbau, Textilien, Elektronik, Computertechnik und Kraftfahrzeuge.

„Besonders stark gefährdet sind der Maschinenbau, die Textilindustrie, nichtmetallische Mineralprodukte, Elektronik, Computer und Kraftfahrzeuge Das entspricht rund 0,2 % bis 0,3 % der aktuellen Gesamtbeschäftigung in der deutschen Industrie.“, sagt Dr. Jasmin Gröschl, Senior Volkswirtin bei Allianz Trade.

Im Maschinen- und Ausrüstungssektor allein drohen bis zu 19.000 Stellenverluste. Auch kleinere Sektoren wie die nichtmetallischen Mineralprodukte oder die Textilindustrie sehen sich mit relativen Arbeitsplatzverlusten von bis zu 2 % konfrontiert.

Handelsdynamik unter Druck: Wettbewerb auf zwei Ebenen

Chinas Exportverluste in die USA dürften sich, nach Einschätzungen von Allianz Trade,  ohne bilaterale Einigungen auf insgesamt bis zu 239 Milliarden US-Dollar belaufen. Chinesische Unternehmen werden versuchen, diese in andere internationale Absatzmärkte zu spülen, mit rund einem Drittel davon hauptsächlich in die Europäische Union. So könnten in den nächsten drei Jahren nach Berechnungen von Allianz Trade auf Basis der aktuellen deutschen Importmuster rund 14 % der durch den Handelskrieg zwischen den USA und China verursachten chinesischen Exportverlagerungen in Deutschland landen.

Die Analyse macht deutlich: Der Druck auf deutsche Unternehmen wächst an zwei Fronten. Einerseits steigen die Importe aus China in den deutschen Markt, andererseits verschärft sich die Konkurrenz in den klassischen Exportmärkten – insbesondere in der EU. Der Verlust von Marktanteilen im EU-Ausland könnte zu Exportverlusten von bis zu 10,5  Milliarden US-Dollar führen. Zwar sei dies gesamtwirtschaftlich überschaubar, so Allianz Trade, jedoch spürbar für viele Unternehmen, die den Export als Stütze in der schwachen Binnenkonjunktur nutzen.

Wachstumsprognose unter dem Einfluss globaler Unsicherheiten

Der Handelskrieg und die zunehmende Konkurrenz aus China bremsen das deutsche Wirtschaftswachstum weiter. Allianz Trade erwartet für die kommenden drei Jahre eine Belastung des BIP-Wachstums um insgesamt -1,5 Prozentpunkte. Für 2025 prognostiziert der Kreditversicherer lediglich ein Wachstum von +0,1 %.

Davon entfallen etwa -1,3 Prozentpunkte auf direkte Zolleffekte, weitere -0,2 Prozentpunkte werden auf die gestiegene Konkurrenz aus China zurückgeführt. Die Prognose für 2026 und 2027 fällt mit +1,6 % bzw. +2 % wieder optimistischer aus.

Leichte Entlastung durch Inflations-Rückenwind

Trotz der Herausforderungen sieht Allianz Trade auch mildernde Effekte: Der Zustrom chinesischer Produkte könnte die Inflation in Deutschland zwischen 2025 und 2027 um insgesamt -0,5 Prozentpunkte senken. Die Verbraucherpreise dürften stabil bleiben, während Unternehmen bei Einkaufspreisen für Vor- und Zwischenprodukte profitieren könnten.

Deutsche Industrie zeigt Widerstandskraft

Trotz der drohenden Belastungen verweist Allianz Trade auf die bisherige Robustheit deutscher Unternehmen. Die industrielle Bruttowertschöpfung – also die wirtschaftliche Leistung der Unternehmen – hat sich in den vergangenen Jahren trotz wachsender Konkurrenz aus China stabil gezeigt.

Die Analyse schließt mit einem vorsichtigen Optimismus: Trotz erheblicher Herausforderungen verfügen deutsche Industriebetriebe über eine hohe Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft gegenüber globalen Marktverwerfungen.

Die vollständige Studie finden Sie hier.

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