Wachstumshoffnungen: Erneuerungsstrategie bei Ebm-papst
Alina Veth – ebm-papst

Wachstumshoffnungen: Erneuerungsstrategie bei Ebm-papst

Nach starken Umsatzeinbußen im Geschäftsjahr 2024/25 setzt Ebm-papst auf eine Strategie der Erneuerung.
08.07.2025von Hidden Champions Redaktion

CEO von Ebm-papst, Dr. Klaus Geißdörfer, resümierte bei der Jahrespressekonferenz: „Seit drei Jahren treiben wir die Neuausrichtung mit voller Kraft voran – weil wir in den Märkten von morgen Chancen erkennen und sie konsequent nutzen wollen.“

Laut Geißdörfer habe Ebm-papst die Talsohle durchschritten und verzeichnet seit April wieder weltweit stabile Auftragseingänge. Im Bereich der industriellen Lufttechnik, insbesondere bei Kühlsystemen für Rechenzentren, ist die Nachfrage stark angestiegen. Man gehe im Unternehmen von einem Wachstum im laufenden Jahr insbesondere in den Bereichen der Luft- und Heiztechnik aus.

13,1 % Umsatzrückgang im Geschäftsjahr 2024/25

Harald Klaiber, CFO bei Ebm-papst, erläuterte die Umsatzzahlen, die sich für das Geschäftsjahr auf 2,098 Milliarden Euro beliefen und damit, so Klaiber, ´13,1 % hinter dem Ergebnis des Vorjahres zurückblieben. Betrachte man die Entwicklung nach Geschäftsbereichen, zeige sich auch hier der klare Fokus auf das Kerngeschäft, betonte Klaiber und führte weiter aus: „Die industrielle Lufttechnik als der Bereich, mit dem Ebm-papst groß geworden ist, steht inzwischen wieder für über 75 Prozent des Gesamtumsatzes.“ Der Umsatzrückgang hier lag konjunkturbedingt bei 8,2 Prozent. Der Bereich Heiztechnik verzeichnete einen deutlichen Rückgang um 27 Prozent, unter anderem bedingt durch marktseitige Verunsicherung im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz.

Wachstumsziel 2030: 3,4 Milliarden Euro Umsatz im Kerngeschäft

Mit der konsequenten Neuausrichtung auf intelligente und nachhaltige Lufttechniklösungen, der globalen Präsenz in Schlüsselmärkten und dem strategischen Ausstieg aus den Bereichen Automobil, Hausgeräte und industrieller Antriebstechnik verfolgt Ebm-papst ambitionierte Wachstumspläne. „Bis 2030 wollen wir den Umsatz unseres Kerngeschäfts auf 3,4 Milliarden Euro nahezu verdoppeln“, kündigte Klaus Geißdörfer an.

Umsatzeinbußen durch Ausstieg vor allem auf deutschem Markt

Das strategische Auslaufen der Geschäftsfelder Automobiltechnik (Pkw) und Hausgeräte wirkte sich deutlich auf den Gesamtumsatz aus. Gemeinsam mit der, inzwischen an Siemens übergegangenen, Industriellen Antriebstechnik sanken die Erlöse in diesen Segmenten um knapp 19 Prozent auf rund 275 Millionen Euro.

Regional betrachtet war der deutsche Markt infolge des Auslaufens der Geschäftsfelder besonders stark betroffen und verzeichnete einen Rückgang von 24 Prozent auf 376,4 Millionen Euro. Außerhalb Deutschlands belief sich der Umsatzrückgang auf 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1.721,2 Millionen Euro.

Die angestrebte Transformation spiegelt sich auch in der Personalentwicklung wider. Nach Angaben des Unternehmens soll die Belegschaftsstruktur auf die veränderte Marktsituation und strategische Neuausrichtung angepasst worden sein. Man wolle sich auf die Kernbelegschaft fokussieren und in deren Qualifizierung in den Bereichen KI und Digitalisierung investieren. Im Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPAI) in Heilbronn arbeitet Ebm-papst mit Partnern an KI-Lösungen. Dr. Klaus Geißdörfer berichtet: „Unsere KI-Spezialisten haben dort ein ideales Umfeld.“ Bereits Ende 2024 waren über 1.200 Mitarbeitende in KI geschult – vor dem Inkrafttreten des europäischen AI-Acts. Erste Anwendungen steigerten die Produktivität um bis zu 40 %.

Trotz der Umsatzrückgänge im Geschäftsjahr 24/25 bewertet Ebm-papst seine finanzielle Basis als solide. Die aktuellen Zahlen spiegeln die Herausforderungen des Marktumfelds wider, erläuterte CFO Harald Klaiber.

ESG Ausbau - on track

Im Einklang mit der technologischen Transformation treibt Ebm-papst auch seine ESG-Ziele weiter voran. „Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Schlagwort bei Ebm-papst – es ist fest in unserer Unternehmenskultur verwurzelt. Uns ist dabei wichtig, Nachhaltigkeit ganzheitlich zu betrachten“, betonte Harald Klaiber, der als CFO auch den Bereich ESG verantwortet.

Antizyklische Investitionen in die globale Präsenz

Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen, insbesondere im vergangenen Geschäftsjahr, setzt Ebm-papst auf Investitionen in die internationale Expansion und technologische Innovation. Nach dem außergewöhnlich hohen Investitionsvolumen von knapp 190 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2023/24 ist Ebm-papst mit 120,8 Millionen Euro zu einem moderaten Niveau zurückgekehrt und steigert die Gesamtinvestitionen im laufenden Jahr wieder auf 140 Millionen Euro.

„Insgesamt fließen rund 100 Millionen Euro gezielt in den Ausbau unserer globalen Präsenz“, erklärte Klaus Geißdörfer. Investitionen flossen dabei vor allem in die Produktion in Indien, China und Rumänien. Im Sinne der „Local-for-Local“-Strategie wurde auch der Heimatstandort in Mulfingen mit einer Investition in das neue E-Drive Solution Lab bedacht.

Das Lab gelte als wichtiger Baustein, was die Entwicklung intelligenter Technologielösungen angeht. In diesem Zusammenhang merkte Geißdörfer an, dass Ebm-papst im vergangenen Jahr die Rekordsumme von 140 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung aufgewandt habe bei einer F&E-Quote deutlich größer 5 Prozent. „Das macht deutlich, dass wir widrigen Rahmenbedingungen nicht tatenlos begegnen, sondern mit Entschlossenheit daran arbeiten, unser Unternehmen zukunftssicher auszurichten und damit einen Beitrag zum Wirtschaftsstandort Deutschland zu leisten.“

Geißdörfer sieht Ebm-papst bereit für die Transformation

Man will sich bei Ebm-papst in Zukunft stark auf die Kühlung von Rechenzentren fokussieren – ein zentraler Wachstumsmarkt angesichts steigender Energiebedarfe durch KI. CTO Prof. Dr.-Ing. Tomas Smetana betont: „Rechenzentren verbrauchen bereits rund zwei Prozent der globalen Stromproduktion – mit stark wachsender Tendenz.“

Mit dem digitalen Ökosystem Nexaira, vorgestellt auf der ISH 2025, will das Unternehmen außerdem Lüftungssysteme grundlegend neu denken. Nexaira erkennt etwa Filterverschmutzungen oder Vibrationen ohne zusätzliche Sensorik und optimiert den Betrieb. „So helfen wir auch im Bestand bei der Einsparung enormer Energiemengen bis zu 50 Prozent“, so Smetana. Physische Produkte und Nexaira bilden dabei eine energieeffiziente Symbiose. Ein weiterer Innovationsbereich sind Highspeed-Turbokompressoren, die derzeit getestet werden. Sie sind leiser, leichter, kompakter, ölfrei und brauchen weniger Kühlmittel. Geplant ist ihr weltweiter Einsatz in Kälteanwendungen.

„Wir denken langfristig – und gehen konsequent Veränderungen an, die nachhaltig wirken. Als Familienunternehmen haben wir die Kraft, um diese Transformation umzusetzen“, so Klaus Geißdörfer abschließend.

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