Die Grafik zeigt Menschen verschiedener Haut- und Haarfarben und Altersstufen.
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Diversität: Wie stehen Hidden Champions zum Thema Vielfalt im Unternehmen?

Und wie reagieren sie darauf, dass die US-Regierung Diversität, Gleichstellung und Inklusion den Kampf angesagt hat?
02.09.2025von Jennifer Uhlenbruch

Die Trump-Regierung bekämpft Diversität, Gleichstellung und Inklusion auf allen Ebenen. Große amerikanische Unternehmen haben auf das geänderte politische Klima reagiert und ihre Diversitätsprogramme zurückgefahren. Viele deutsche Hidden Champions haben Niederlassungen in den USA – setzen sie sich weiter für Vielfalt in ihren Unternehmen ein?

Mehr als 6.600 Unternehmen und Institutionen haben seit ihrer Veröffentlichung im Jahr 2006 die „Charta der Vielfalt“ des gleichnamigen Vereins unterzeichnet – eine Selbstverpflichtung zur Förderung von Diversität in der Arbeitswelt. Unter ihnen befinden sich auch Hidden Champions, die sich durch die Unterzeichnung klar zu Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion bekennen.

Cawa Younosi im GesprächCharta der Vielfalt e. V.

Cawa Younosi beobachtet derzeit beides in deutschen Unternehmen: Unsicherheit und das klare Bekenntnis zur Vielfalt.

Doch wie steht es um dieses Bekenntnis in einer Zeit, in der in den USA ein Präsident regiert, der der Vielfalt den Kampf angesagt hat und ein Dekret gegen Diversitäts- und Inklusionsprogramme in Unternehmen erlassen hat? Manch namhaftes amerikanisches Unternehmen hat in den vergangenen Monaten seine Initiativen für mehr Vielfalt zurückgefahren. Wie entwickeln sich die Diversitätsbemühungen der deutschen Wirtschaft?

Vielfalt als Teil der Unternehmenskultur

„Wir beobachten, dass die Entwicklungen in den USA auch hierzulande Unsicherheiten erzeugen: Manche Unternehmen stellen sich die Frage, wie politisch ihr Engagement für Diversity & Inclusion sein darf oder soll. Gleichzeitig sehe ich eine klare Gegenbewegung: Viele Organisationen in Deutschland nutzen den Moment, um sich bewusst zur Vielfalt zu bekennen – mit dem Ziel, sich als offene, zukunftsorientierte Arbeitgeber zu positionieren“, sagt Cawa Younosi, Geschäftsführer des Charta der Vielfalt e. V. 

Besonders deutlich werde in diesen Zeiten, so Cawa Younosi, dass Unternehmen, die Diversity nur als Imagefaktor verstünden, ins Wanken gerieten, wenn der gesellschaftliche Gegenwind zunehme. „Diejenigen aber, die Vielfalt als strategischen Erfolgsfaktor und als Teil ihrer Unternehmenskultur begreifen, lassen sich von populistischen Rückschritten nicht beirren. Diese Resilienz ist kein Zufall, sondern Ergebnis jahrelanger Aufbauarbeit.“

Hauke Hannig steht an einem Tisch bei EBM-Papst.EBM-Papst

Hauke Hannig sieht Vielfalt in der Unternehmenskultur von EBM-Papst seit der Unternehmensgründung verankert.

Für EBM-Papst, einen weltweit führenden Hersteller von Ventilatoren und Motoren mit Sitz in Mulfingen, sei die Unterzeichnung der „Charta der Vielfalt“ vor fünf Jahren nur folgerichtig gewesen, erklärt Hauke Hannig, Vice President Communications & Global Affairs. Gegenseitiger Respekt, Chancengleichheit und die Anerkennung individueller Stärken seien seit der Unternehmensgründung fest in der Unternehmenskultur verankert – unabhängig von gesellschaftlichen oder politischen Entwicklungen in einzelnen Märkten. „Wir sind überzeugt, dass vielfältige Perspektiven neue Impulse geben, Innovation fördern und unsere globale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken", so Hannig.

Diversität wird gefördert

EBM-Papst fördert Vielfalt und Diversität im Unternehmen durch zahlreiche Maßnahmen. Dazu zählen laut Hannig der Aufbau eines globalen Diversitätskonzepts zur Förderung von Vielfalt und Inklusion, Workshops zum Thema Vielfalt und Inklusion für neue Auszubildende sowie – in Deutschland – ein Sozialpraktikum zur Stärkung der Sozialkompetenz. Außerdem gibt es eine hauptberufliche Diversity-Beauftragte im Unternehmen sowie eine neue, deutschlandweite Inklusionsvereinbarung mit Integrationsteams an allen deutschen Standorten.

Der baden-württembergische Hidden Champion hat auch zwei Produktionsstandorte in den USA und verfolgt die dortigen Entwicklungen „mit Aufmerksamkeit und Sorgfalt“, so Hannig. „Unsere lokalen Maßnahmen stehen im Einklang mit den dort geltenden Bestimmungen. Gleichzeitig bleiben unsere Grundprinzipien weltweit bestehen: Fairness, Respekt und ein wertschätzendes Miteinander prägen unser tägliches Handeln.“

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Wir haben die Charta der Vielfalt unterzeichnet, weil es das Richtige ist.

Alexander Zumkeller

Vor zehn Jahren hat auch die Mannheimer ABB AG, ein führendes Technologieunternehmen in den Bereichen Elektrifizierung und Automatisierung, die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet. „Weil es das Richtige ist und weil wir überzeugt sind, dass Vielfalt und Offenheit den Horizont erweitern und uns alle voranbringen“, erläutert Alexander Zumkeller, Arbeitsdirektor der ABB AG, die Position. „Vielfalt, Inklusion und Offenheit: So führen wir bei ABB Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen und Hintergründen zusammen. Jeder von uns bringt einzigartige Perspektiven und Erfahrungen mit, die uns alle bereichern und Innovationen vorantreiben.“

Katharina Krüger öffnet eine Tür.Deutz

Katharina Krüger sieht in der Vielfalt der Mitarbeiter einen echten Mehrwert für Deutz.

Alle Mitarbeitenden der ABB AG hätten die gleichen Rechte und Möglichkeiten. „Zudem setzen sich ABB Deutschland und vor allem auch die Beschäftigten seit 25 Jahren als Premium Partner von Special Olympics Deutschland für Inklusion ein. Dieses Engagement ist mittlerweile tief in unserer Unternehmenskultur verankert“, so Zumkeller.

Bessere Entscheidungen und mehr Innovationskraft

Klar zu seiner Unterzeichnung der „Charta der Vielfalt“ vor vier Jahren steht auch der Kölner Motorenhersteller Deutz. „Die Unterzeichnung der Charta der Vielfalt ist für uns ein klares Bekenntnis zu einer offenen, wertschätzenden und diskriminierungsfreien Unternehmenskultur. Wir sehen Vielfalt als echten Mehrwert für unsere Organisation und wollten mit unserer Unterschrift ein Zeichen setzen“, unterstreicht Katharina Krüger, Bereichsleiterin Strategie & Transformation & HR bei Deutz. „Wir glauben fest daran, dass vielfältige Perspektiven zu besseren Entscheidungen führen, Innovationskraft fördern und unsere Unternehmenskultur bereichern.“

Deutz setzt auf verschiedene Maßnahmen, um Diversität aktiv zu leben und zu fördern. „Dazu wurde Ende des Jahres 2023 das Projekt ‚InDEUTZ‘ gestartet, das weltweit bei der Deutz AG Mitwirkende hat. Aus dem Projekt hat sich ein festes Team entwickelt, das im Laufe des Jahres verschiedene Projekte und Initiativen zu den Themen Diversity, Equity und Inclusion entwickelt und umsetzt“, nennt Krüger ein Beispiel. Die Bemühungen um Inklusion und Vielfalt sieht man bei Deutz derzeit durch die Stimmung in den USA nicht bedroht. „Bis jetzt sind unsere Bemühungen und Planungen dadurch nicht gefährdet und werden wie geplant weiter vorangehen. Wir werden auch neue Initiativen planen“, so Krüger.

Nils Schmidt, Vorstand des DFK – Verband für Fach- und FührungskräfteDFK

Nils Schmidt sieht Vorteile für Unternehmen, die auf Vielfalt in ihrer Belegschaft setzen.

Auch der Verband für Fach- und Führungskräfte (DFK) betont die Bedeutung von Diversity in der heutigen Zeit. „Unternehmen, die vielfältige Belegschaften aufbauen und strukturell fördern, können besser auf globale Märkte reagieren, Innovationspotenziale ausschöpfen und unternehmerische Risiken besser managen. In einer zunehmend komplexen Welt sind Monokulturen ein Nachteil“, schrieb DFK-Vorstand Nils Schmidt in einer Pressemitteilung zum diesjährigen Diversity-Tag.

Schweigen wird zum Statement

Auch der Zugang zu Talenten werde durch Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion gestärkt, heißt es in der Pressemitteilung und weiter: „Gerade jüngere Generationen legen großen Wert auf Unternehmenskulturen, die Vielfalt anerkennen und fördern. Hinzu kommt: In Zeiten zunehmender Polarisierung wird das Schweigen von Unternehmen ebenfalls zum Statement.“ Nils Schmidt schreibt: „Wer sich nicht positioniert, überlässt das Feld den Lautesten – und signalisiert möglicherweise Zustimmung durch Passivität.“

Cawa Younosi, Geschäftsführer des Charta der Vielfalt e. V. , betont, wie wichtig es gerade jetzt sei, für Diversität in allen Bereichen einzustehen. „Die Entwicklungen in den USA zeigen, wie schnell Fortschritte unter Druck geraten können. Deshalb braucht es jetzt alle in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, die Haltung zeigen – nicht nur mit Worten, sondern durch klare Strukturen und Investitionen in Vielfalt.“

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