Bundeskanzler Merz in der Mitte und weitere Beteiligte jeweils mit Spaten hinter einem Sandhaufen.
IPAI/Nico Kurth

IPAI Campus in Heilbronn: KI-Quartier wird Hidden-Champions-Hochburg

Am 21. Oktober war der Spatenstich für eines der ambitioniertesten Technologieprojekte Deutschlands.
28.10.2025von Stefanie Hütz

Auf einem 30 Hektar großen Areal im Norden Heilbronns entsteht ab sofort ein KI-Quartier, in dem künftig 5.000 Menschen aller Branchen und Disziplinen an der KI-Transformation der Wirtschaft arbeiten. Gemeinsam will man Forschung, Anwendung sowie industriellen Transfer im Bereich Künstlicher Intelligenz vorantreiben. Zahlreiche Hidden Champions sind bereits jetzt Teil des Co-Creation-Netzwerks.

Mit seinem Spatenstich hat Bundeskanzler Friedrich Merz den Startschuss für den Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI) gegeben. In seiner Rede zitierte er aus einer Begegnung am Rande des letzten Weltwirtschaftsforums in Davos mit dem Chef von Microsoft. Dieser habe gesagt: „Ihr Deutschen wisst gar nicht, welchen Schatz Ihr habt, insbesondere in euren mittelständischen Unternehmen mit ihren Daten. Ihr habt die interessanten Daten – Ihr müsst sie nur endlich gemeinsam besser nutzen.“ Genau das soll nun geschehen. Friedrich Merz formulierte es bei seinem Besuch in Heilbronn so: „Wir haben in Deutschland exzellente Grundlagenforschung, die weltweit Maßstäbe setzt. Wir haben gleichzeitig eine industrielle Basis, eine wirtschaftliche Substanz in unserem Land, die weltweit geradezu sprichwörtlich ist für ihre herausragende Qualität. Aber was noch nicht in ausreichendem Maße gelingt, das ist die Verbindung dieser beiden Stärken. Der IPAI setzt genau an diesem kritischen Punkt an: der Umwandlung von KI in Innovation, der Übersetzung des technischen Fortschritts in Wachstumspotenziale für die gesamte deutsche Wirtschaft.“

Luftbildaufnahme des kreisförmig angelegten und von Grün umrandeten IPAI-Areals.IPAI/MVRDV

Kreisförmig im Norden Heilbronns: So soll das Areal des IPAI Campus aussehen.

Dieter Schwarz Stiftung und Schwarz Gruppe als Initiatoren

Die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt des IPAI Campus beginnen Ende des Jahres. Erste Gebäude sollen bis Ende 2027 bezugsfertig sein. KI-Reallabore, Rechenzentren, Forschungs- und Arbeitsräume, all das soll an diesem Schlüssel-Standort für KI in Europa entstehen. Initiatoren waren die Dieter Schwarz Stiftung, die Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland), das Land Baden-Württemberg und die Stadt Heilbronn. „Ein Public-private-Partnership der Extraklasse“, so der Bundeskanzler, der von einem Schulterschluss zwischen vorausschauenden Unternehmen und Politik sprach.

KI-Entwicklung auf Basis europäischer Werte

Der IPAI Campus wird ein offenes Ökosystem sein, das alle Akteure der KI-Wertschöpfungskette zusammenbringt: Konzerne, Mittelständler, Start-ups, Forschungseinrichtungen und Verwaltung. Moritz Gräter, CEO des IPAI, betont: „Es entsteht ein Ort, an dem Künstliche Intelligenz entwickelt wird, die unseren europäischen Werten entspricht.“ Aktuell zählt die IPAI-Community über 80 Mitglieder und Partner aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, darunter zahlreiche Hidden Champions. Sie haben schon jetzt Zugang zu Infrastruktur (den 6.500 qm großen IPAI Spaces) und einem interdisziplinären Netzwerk samt Co-Creation-Formaten, um gemeinsam mehr zu erreichen.

Rendering des geplanten Start-up-Centers innerhalb des IPAI Campus.IPAI/MVRDV

Das geplante Start-up-Center innerhalb des IPAI Campus.

Viel Raum für unternehmensübergreifende Zusammenarbeit

EBM-Papst, Technologieführer für Ventilatoren und Motoren, ist bereits seit rund zwei Jahren Mitglied des Innovationsparks. Klaus Geißdörfer, CEO der EBM-Papst Gruppe mit Hauptsitz in Mulfingen: „Es ist ein Glücksfall, ein KI-Zentrum mit dieser Strahlkraft direkt vor der Haustür zu haben. Der IPAI Campus beeindruckt weltweit. Wir haben damit die Chance, vorne mit dabei zu sein.“ Während im IPAI die KI-Software-Anwendungen von morgen entwickelt werden, arbeitet EBM-Papst an Lösungen für die Hardware-Infrastruktur, damit die Anwendungen mit möglichst geringem Energieeinsatz ausgeführt werden können. Durch den Einsatz hocheffizienter Ventilatoren in Kombination mit intelligenter Datenauswertung und Motorensteuerung könne die neue Plattform „Nexaira“ die KI-Rechenzentren, die jetzt errichtet werden, mit rund der Hälfte der Energie kühlen, die bisher notwendig gewesen wäre. Rechenzentren-Kühlung wird zum neuen Geschäftsfeld von EBM-Papst.

Klaus Geißdörfer ist begeistert davon, dass im IPAI der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Unternehmen ganz selbstverständlich möglich sei – und teils auch organisiert werde, beispielsweise in thematischen Netzwerken. Die Zusammenarbeit im Heilbronner Ökosystem mündete bereits in neue Initiativen wie „Next Level Mittelstand“. Gemeinsam mit dem Greiftechnik-Spezialisten Schunk aus Lauffen, dem Cloud-Anbieter StackIT aus der Schwarz Gruppe in Neckarsulm und anderen hat EBM-Papst diese Gesellschaft gegründet, um den Austausch über den KI-Einsatz in mittelständischen Unternehmen zu intensivieren. Die Initiative zählt mittlerweile knapp 20 Mitglieder deutschlandweit, darunter Pepperl+Fuchs, Bosch Rexroth, Lenze und Phoenix Contact.

Simuliertes Nachtbild des künftigen Kommunikationstowers des IPAI Campus.IPAI/MVRDV

Das künftige Kommunikationszentrum des IPAI Campus.

Diese Hidden Champions sind schon heute Teil des IPAI-Ökosystems

Der IPAI-Community sind über EBM-Papst hinaus bereits zahlreiche weitere Hidden Champions beigetreten:

-          Bürkert Fluid Control Systems, einer der globalen Marktführer in Mess- und Regelungssystemen für Flüssigkeiten und Gase.

-          Claas: Das global agierende Agrarunternehmen will das Netzwerk aus Wissenschaft und Industrie nutzen, um eigene Entwicklungen im Bereich KI-basierter Maschinenoptimierung und Fahrerassistenz zu beschleunigen und weiter auszubauen.

-          Dieffenbacher: einer der führenden Hersteller von Pressensystemen und kompletten Produktionsanlagen für die Holzwerkstoff-, Forming- und Recyclingindustrie.

-          Fischer: Die Unternehmensgruppe aus Waldachtal hat u.a. die technologische Marktführerschaft in wichtigen Feldern der Befestigungstechnik inne. Matthias Schneider, Geschäftsführer Digital Services und IT, unterstreicht: „Im IPAI können wir neue Tools und verantwortungsvolle KI-Anwendungen entwickeln, die unser Unternehmen und unsere Branche voranbringen. Im Fokus als IPAI-Mitglied steht für uns vor allem, Forschung und Anwendung von KI-Robotik und Digitalisierung im Bauwesen zu forcieren.“

-          GEMÜ Gruppe: Hersteller von Ventil-, Mess- und Regelsystemen für Flüssigkeiten, Dämpfe sowie Gase und bei Lösungen für sterile Prozesse Weltmarktführer.

-          GFT Technologies: ein globaler Technologiepartner, der sich auf Künstliche Intelligenz spezialisiert hat.

- Gessmann: Große Dinge in Bewegung setzen, lautet das Motto des Unternehmens mit fast 100-jähriger Geschichte und Spezialisierung auf HMI-Lösungen (Human Machine Interfaces) sowie Robotik.

-          Läpple, weltweiter Anbieter innovativer Lösungen in der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Dr. Sven Langenecker, Teamleiter Entwicklung, erklärt: „Die Zusammenarbeit in einer Community von KI-Experten ist für uns von entscheidender Bedeutung. Sie ermöglicht uns den Austausch von Ideen, das Lernen aus Best Practices und die Suche nach Partnern für gemeinsame KI-Projekte.“

-          Schunk: Spezialist in der Spann-, Greif- und Automatisierungstechnik.

-          Stihl: ein führender Hersteller motorgetriebener Geräte für die Forst- und Landwirtschaft, Landschaftspflege und Bauwirtschaft sowie für private Gartenbesitzer. Ebenso wie die anderen genannten Hidden Champions setzt Stihl Künstliche Intelligenz schon heute in zahlreichen Bereichen ein, von IT und Produktentwicklung über die Unternehmensstrategie bis hin zu Qualitätssicherung und Fertigung. Ziel der Mitgliedschaft am IPAI sei es, IT-Prozesse weiter zu beschleunigen, datenbasierte Entscheidungen zu fördern und damit die tägliche Arbeit effizienter zu gestalten. „Wir sind überzeugt, dass die besten Lösungen entstehen, wenn vielfältige Perspektiven zusammenkommen“, sagt Ingrid Jägering, Vorständin Finanzen und IT der Stihl Gruppe.

-          Last, but not least mit von der Partie: Ziehl-Abegg, ein globaler Marktführer in der Luft-, Steuerungs- und Antriebstechnik.

Blick aus gehobener Perspektive auf die messeähnliche Veranstaltung.

Serie: Hidden Champions meets Startups

Teil 1: Gemeinsam mehr erreichen: Warum Kooperation immer wichtiger wird, wer Vorreiter sind und wo beziehungsweise wie Unternehmen zusammenfinden können.

Zwei Frauen und ein Mann schauen auf einen Bildschirm und lachen.

Zukunftssichere Medizintechnik-Branche sucht neue Mitarbeitende

Gleich einige Hersteller medizinischer Geräte sind Hidden Champions – und erweitern aktuell ihre Teams.

Drei Männer stehen vor einer Gruppe sitzender Frauen und Männer

Karrieretag Familienunternehmen – ein wahres Bewerbungsfest

Mehr als 600 Top-Talente und rund 50 Unternehmen trafen in Münster zusammen – ein Kennenlernen in puncto Karriere auf höchstem Niveau.

Das Bild zeigt fünf grafische Sterne und einen Finger, der auf den fünften Stern zeigt.

Was Hidden Champions zu Top-Arbeitgebern macht

Experten berichten, worin die Stärken der mittelständischen Marktführer auf dem Arbeitsmarkt liegen – und welche Jobs gerade besonders gefragt sind.

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